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Wir sind die verlorenen Seelen

Wir sind die verlorenen Seelen

 

Der Bundestag hatte getagt. Viel Zeit um währenddessen ein Lied zu schreiben.

 

 

Wir sind die verlorenen Seelen

Wir schützen unser Land mit unserer Schürze.
Summen sie am Herd und geben aus das Geld.
Wir senden Waffen weltweit, kochen Grütze,
die wir dann den Menschen liefern, unbestellt.

Sie sagen WIR und meinen doppelzüngig.
Die Moral ist dabei nur ein nacktes Wort.
Wer für den kleinen Mann ist, der ist nicht willig.
Die Armut sitzt nicht hier, ist wohl ein fremder Ort.

Jeder steckt dem anderen zu, den schwarzen Peter.
Dabei ist das alte Spiel schon längst verloren.
Die Präsidentin spricht Rügen getränkt in Äther.
Der alte Gaul wird hart geritten mit spitzen Sporen.

Wir sind nicht ihr, wir sind die da,
die für euch nicht zählen.
Wir sind nicht das Lastentier.
Mit euch sind wir verlorene Seelen.

Und immer dieses Wir, und wer soll‘s bezahlen.
Im feinstem Zwirn wird hochmütig debattiert.
Es wurde doch versprochen vor den Wahlen.
Man hat Gedächtnislücken, ist erblindet oder irrt.

Die Pressefotografen auf den oberen Rängen,
knipsen munter mit dem Teleobjektiv.
Die Fraktionen jubeln für sich mit Gesängen.
Man ist sich einig, hier läuft doch etwas schief.

Nur von Einigkeit kann man da nicht sprechen.
Man feiert sich auf seine eigene schöne Rede.
Wenn man könnte, man würde gern erbrechen.
Die Worte tönen gleich einer alten, greisen Säge.

Wir sind nicht ihr, wir sind die da,
die für euch nicht zählen.
Wir sind nicht das Lastentier.
Mit euch sind wir verlorene Seelen.

Ein verstohlenes Lächeln zu den Nachbarrängen.
Der Magen knurrt, Sitzreihen leer und weit.
Man könnte ja den Rest der noch kommt verdrängen.
Drittredner wollen auch noch reden in der Zeit.

Was sie dann essen werden oder auch trinken?
So viel Hörensagen fällt schon ziemlich schwer.
Zuschauer fangen an, für das Fernsehen zu winken.
Was jetzt gesprochen wird interessiert hier keinen mehr.

Die Stimme holpert, man liest wie in Hypnose weiter,
vom Zettel ab, denn es ist doch schon so spät.
Aus dem Lautsprecher tropft nun schon der Eiter.
Wer dann nachher wohl mit wem zum Beischlaf geht?

Wir sind nicht ihr, wir sind die da,
die für euch nicht zählen.
Wir sind nicht das Lastentier.
Mit euch sind wir verlorene Seelen.

 

(c) Miro 17.09.2025 i. Klütz